Im Januar 2024 lud Michael Kieslinger, Geschäftsführer Fluidtime GmbH, Willy Raimund, renommierter Experte für Mobilitätsmanagement vom Umweltbundesamt in Wien zu einem Webinar im Rahmen der Reihe „Sustainable Tuesday“ ein. Thema: Betriebliche Mobilität und deren Einfluss auf die Nachhaltigkeit in Unternehmen. Diese Online-Veranstaltung richtete sich an Nachhaltigkeitsbeauftragte sowie an Fachleute aus den Bereichen Unternehmensentwicklung, Human Resources und Innovation. Willy Raimund teilte seine wertvollen Einsichten über die Verknüpfung zwischen betrieblicher Mobilität und der Gesundheit von Mitarbeiter:innen. Lies in diesem Blogbeitrag nach, wie der Status Quo aussieht, vor welchen Herausforderungen Unternehmen bei diesem Thema stehen und wie betriebliches Mobilitätsmanagement als Lösungsansatz hilft.
Warum ist (betriebliches) Mobilitätsmanagement entscheidend?
Die Dringlichkeit einer Mobilitätswende lässt sich anhand der sich verschärfenden Klimakrise verdeutlichen. Willy Raimund betonte, wie Naturkatastrophen wie unkontrollierbare Waldbrände, die ehemals in entfernten Gebieten stattfanden, nun auch vor unserer Haustür geschehen. Das Jahr 2023 setzte mit dem heißesten Tag und dem wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen traurige Rekorde. Diese Entwicklungen sind klare Indikatoren der Klimaerhitzung und des Klimawandels, die unmittelbare Maßnahmen erfordern.
Wo müssen wir hin?
Die Reduzierung von Treibhausgasemissionen ist unerlässlich, um die Ziele der EU für 2050 und Österreichs Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen. Aktuell verursacht der Verkehrssektor etwa 28% der Treibhausgasemissionen in Österreich, wobei der größte Anteil aus dem Bereich Personenverkehr stammt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer grundlegenden Veränderung in unserer Mobilitätskultur. Dieser Sektor ist auch zum Referenzjahr 1990 stark gewachsen, da hilft auch die Reduktion von 2021 auf 2022 nicht genug. Diese lässt sich u.a. durch die Verringerung des Tanktourismus verorten. Eine weitere positive Entwicklung: „Es wird langsamer gefahren. Mehr Kilometer, höhere Fahrleistungen, aber langsamer und deswegen gibt es auch eine kleine Abnahme in den Emissionen,“ so Raimund.
Das kleine Österreich
Ein gängiges Argument, das oft mit dem Ziel gebracht wird, die Verantwortung zu verlagern: “Kann das kleine Österreich denn wirklich so einen großen Einfluss haben?“. In der linken Grafik wird der CO2 Ausstoß pro Kopf im Vergleich Österreich und China dargestellt. Erst in den letzten Jahren nähern sich die Emissionen von China (grün) denen von Österreich (blau) an.
Die untenstehende, rechte Grafik zeigt das ausgestoßene CO2 der verschiedenen Länder/Kontinente, seit 1750. Dabei beanspruchen die USA (ein Viertel der CO2 Emissionen) und Europa (knapp dahinter mit 22%) den Löwenanteil für sich. China ist „on the rise“ und entwickelt sich zu einer CO2-Macht. Bei dem bevölkerungsreichten Land, Indien, ist der Ausstoß verhältnismäßig sehr klein. „Diese Länder hätten noch viel Recht Treibhausgase zu emittieren.“ Somit müssen wir Europäer:innen, Amerikaner:innen – Westerners – Vorreiter:innen in der Reduktion sein.
Herausforderungen im Verkehr
Die bestehenden Strukturen sind stark auf den Gebrauch fossiler Brennstoffe ausgerichtet, was zu ineffizienten und umweltschädlichen Mobilitätsmustern führt. Das ist den niedrigen Transportkosten zu verschulden. Das typische Beispiel in diesem Zusammenhang sind die Kartoffeln, die an einem Ort angebaut werden, zum Waschen woanders hin transportiert werden und dann zur Verarbeitung wieder woanders hin. Also eine kleine Reise durch Europa machen, bevor sie verkauft werden. Der Trend zu immer größeren Fahrzeugen, wie z.B. SUVs, trägt weiter zur Problematik bei. Eine umfassende Energie- und Mobilitätswende ist somit unumgänglich.
Gesundheitliche Aspekte der Mobilität
Bewegungsmangel, resultierend aus der aktuellen Mobilitätssituation, führt zu verschiedenen Zivilisationskrankheiten, wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Zuckerkrankheit etc. Zusätzlich beeinträchtigen Treibhaus- und Luftschadstoffemissionen die Lebensqualität und Lebenserwartung der Bevölkerung, insbesondere in Tallagen. Auch die Verkehrssicherheit stellt nach wie vor ein ernstes Problem dar. Mit hunderten Verkehrstoten jährlich in Österreich allein und das obwohl die Zahl bereits stark zurückgegangen ist im Verhältnis zu anderen Ländern.
Betriebliches Mobilitätsmanagement als Teil der Lösung
Eigentlich wurden bereits genügend Gründe erwähnt, um ein Umdenken anzustoßen. Hinzu kommt hier im Bereich der Mobilität noch das Thema Arbeits- und Dienstwege. Diese stellen einen signifikanten Teil des Autoverkehrs dar. Auffällig dabei: fast 60% dieser Wege sind kürzer als 10 Kilometer. Dies bietet ein erhebliches Potenzial für die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Fahrrädern und E-Bikes, um die CO2-Emissionen effektiv zu reduzieren und gleichzeitig die Gesundheit der Mitarbeiter:innen zu fördern. Stand jetzt ist der Anteil an Fahrgemeinschaften beim Arbeitsweg noch sehr gering, obwohl viele gleich verlaufen. Der Arbeitsverkehr macht rund ein Fünftel der gesamten Verkehrsemission aus.
Wie können wir die Mobilitätswende bestreiten?
„Der beste Verkehr ist der, der gar nicht erst entsteht. „Vermeidung“ ist deshalb die Basis der Pyramide (siehe untenstehende Grafik). Die nächste Stufe ist die „Verlagerung“ von hoch emittierenden Fahrten zu minder emittierenden Fahrten, also zB. auf den öffentlichen Verkehr oder aktive Mobilität. Das kann auf verschiedenen Ebenen betrachtet werden, wie beispielsweise Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen, Schadstoffe etc. Die Spitze der Pyramide bildet die „Verbesserung“. Darunter versteht man unter anderem die Effizienzsteigerung oder den Wechsel zu E-Fahrzeugen.
Die Rahmenbedingungen für betriebliches Mobilitätsmanagement
Die ordnungsrechtlichen politischen Rahmenbedingungen könnten eine Verpflichtung zu betrieblichem Mobilitätsmanagement sein. Als Betriebe können dabei auch Gemeinden, Vereine, Sportinstitutionen, Kultureinrichtungen und viele mehr gelten. In Frankreich gibt es dies bereits ab einer Mitarbeiter:innen Anzahl von 50 Personen. Ein weiterer wichtige Punkt wäre ein Mobilitätsbeauftragter oder eine Mobilitätsbeauftragte, der oder die sich diesen Themen annimmt. Bei den infrastrukturellen Rahmenbedingungen können Betriebe selber schon starten. Beispielsweise, einen Radweg schaffen, der zum Betrieb führt oder die Taktung des öffentlichen Verkehrs für betriebliche Ansprüche.
Beispiele betrieblicher Mobilitätsmanagement Maßnahmen
Die wichtigste Maßnahme wäre für Betriebe Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen. Dazu gehören klimaativmobil vom Klimaschutzministerium oder der Fonds Gesundes Österreich.
Weiter Maßnahmen für Betriebe:
- Parkraummanagement
- Vorrang für aktive Mobilität (Fahrradabstellanlagen, Spinds & Duschen)
- Mobilitätsbudgets, Jobtickets
- Jobrad, Diensträder
- Ridesharing, Fahrgemeinschaften, Car Sharing
- Gamification/Nudging, MA-Lotterie etc.
- E-Mobilität
- …
Ein Blick nach vorne
Die Botschaft von Willy Raimund:
„Jedes Unternehmen und jeder Einzelne hat die Möglichkeit – und die Verantwortung –, zur Mobilitätswende beizutragen.“
Indem wir intelligente, nachhaltige Mobilitätslösungen in unseren Alltag integrieren, können wir nicht nur unseren ökologischen Fußabdruck verringern, sondern auch eine gesündere, lebenswertere Welt für zukünftige Generationen schaffen. Es liegt an uns, diese Veränderung zu gestalten und den Weg in eine nachhaltige Zukunft zu schaffen.
Eine Software für betriebliches Mobilitätsmanagement
Unternehmen wie Fluidtime bieten Tools und Unterstützung, wenn es um die praktische Umsetzung nachhaltiger Mobilitätslösungen geht. Mit einem profunden Verständnis für die Bedürfnisse der modernen Arbeitswelt entwickelte Fluidtime die innovative App “FluidLife”, die Unternehmen dabei unterstützt, ihre Mobilitätsziele zu erreichen. Die Umstellung auf digitale Lösungen wie Ressourcen Sharing, Mobilitätsbudgets und Belohnungsmechanismen eröffnet neue Wege, um Mitarbeiter:innen zu einem umweltfreundlicheren Verhalten zu motivieren und gleichzeitig die vorgegebenen Klimaziele zu erreichen.